Kurhaus Grasleben wurde abgerissen
Quelle Text: Erik Beyen, Helmstedter Nachrichten vom 28.05.2015
Das alte Kurhaus von Grasleben gibt es nicht mehr. An seine Stelle soll ein Erweiterungsbau der Seniorenresidenz treten. Man befinde sich noch mitten in der Planungsphase. Mehr wollte Geschäftsführer Marcel Krüger unserer Zeitung zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Auch die Gemeinde Grasleben ist noch nicht näher informiert. "Wir freuen uns aber, dass dort was passiert. Das alte Gebäude ist über Jahre in sich zusammengefallen. Wenn jetzt Neues entsteht, kann das nur gut für Grasleben sein", erklärte Gemeindedirektor Gero Janze. Rein rechtlich müsse der Betreiber die Gemeinde nicht in seine Pläne einbinden, habe das aber grundsätzlich zugesagt.
Mit dem Abriss wurde gleichwohl ein Schlussstrich unter eine wechselhafte Geschichte gezogen, die von Fehlplanung und Fehlwirtschaft erzählt. Wir haben einen Blick in die Vergangenheit riskiert und sind in der Chronik der Gemeinde Grasleben fündig geworden.
Er habe sich vor einiger Zeit intensiv mit der Geschichte des Anwesens befasst, berichtet Gero Janze. "Bei meinen Recherchen bin ich auf den Begriff Hustenburg gestoßen", erzählt er. Diesen Namen hatten die Einwohner Graslebens dem Sanatorium und dem Kurhaus tatsächlich gegeben. Denn das war von 1938 bis in die 50er Jahre eine Spezialeinrichtung für Patienten aus "asozialen Strukturen" - so der damalige Jargon -, die an Tuberkulose erkrankt waren.
Die Geschichte des heutigen Seniorenresidenz-Gebäudes geht bis etwa 1900 zurück. Damals gehörte dem Grasleber Heinrich Markgraf eine Schweineweide am "Hungerberg" mit der Quelle "Büchenborn". Genau dort plante und baute er bis 1906 ein Sanatorium mit angeschlossenem Kurhaus, eingebettet in eine Parkanlage - umgeben von Wald, Wiesen und Feldern. Markgraf konnte sogar einen Arzt gewinnen, der das Sanatorium betreiben sollte: einen gewissen Dr. med. Schwerdtfeger. Doch das gesamte Projekt stand unter keinem guten Stern. Es war für betuchte Patienten gedacht. Die aber bevorzugten bekannte Kurorte und luxuriösere Anlagen. Grasleben konnte da schon vom Namen her nicht mithalten.
Querelen um Schankkonzessionen und die Abwasserentsorgung sowie eine verunglückte Werbekampagne versetzten dem Projekt Sanatorium wohl den Todesstoß. Man wollte mit der gesundheitsfördernden Wirkung des vermeintlich arsenhaltigen Quellwassers in Grasleben werben. 1914 wurde das Areal zwangsverkauft, Sanatorium und Kurhaus getrennt. Letzteres wechselte mehrfach den Besitzer und war bis zuletzt als Waldquelle bekannt.
Seit Mitte der 50er Jahre wurde das Sanatorium als Altenheim genutzt, zunächst in Trägerschaft der Stadt Braunschweig. Ende 1994 hat die Seniorenresidenz Grasleben GmbH das gesamte Areal übernommen und gründlich saniert. Den Charakter des alten Sanatoriums hat man erhalten: ein markantes Gebäude oberhalb Graslebens inmitten von Waldgebieten. 2008 erweiterte das Unternehmen
Bild zur Meldung: Kurhaus von 1928